Weibliche Lust – ein weites Feld, dessen Erforschung Freude machen darf und uns unweigerlich in Kontakt bringt mit der eigenen und kollektiven Geschichte der Frau.
Mehr Frust statt Lust? Wir sind aufgefordert, uns auf eine tiefere Ebene der Sexualität einzulassen. Und zwar nicht nur, weil es Spaß macht. Sondern weil wir eine Verantwortung tragen für unsere Triebe, unsere Sehnsüchte und Bedürfnisse und für die Entfaltung unseres schöpferischen Potentials.
Eine Frau, die keine Verbindung zum eigenen Lustpotential hat, ist wie abgeschnitten von ihrer natürlichen Energiequelle und dies hat Auswirkungen auf andere Lebensbereiche, in denen sich dann die innere Unzufriedenheit ausdrückt. Kurzum: solange sich Frauen mehr Gedanken darüber machen, wie sie beim Sex aussehen anstatt zu genießen, was sie mit ihrem Körper empfinden können, gibt es noch viel zu tun. Zumal wir als Mütter dazu aufgerufen sind, ein lebendiges Vorbild für unsere Kinder zu sein.
Die Realität sieht weit verbreitet jedoch so aus, dass sich Frauen (und auch Männer) aufgrund medial geprägter Bilder unwohl fühlen in ihrem Körper. Hinzu kommt natürlich die individuelle Prägung durch Erziehung, Sozialisierung und kultureller Hintergründe. Viele Frauen tragen kein liebevolles Selbstbild in sich und ein natürlicher Zugang zur Sexualität blieb ihnen verwehrt. Der Kontakt zum Schoßraum scheint dann wie abgeschnitten und sie fühlen sich im eigenen Körper nicht zu Hause. Folglich ist die eigene Lust oft tief vergraben in einem Dschungel aus Scham und Schuld, aus Unsicherheit und Trauma. Damit haben wir es mit einer großen, hilflosen Frustriertheit zu tun, die sich auf unterschiedlichste Weise im Leben zeigen kann. Denn es geht hierbei um vielmehr als nur um ein erfülltes Sexleben, Orgasmen&Co – es geht um den ganzen Radius von Selbstliebe und Selbstwert, um den Kontakt zur eigenen Quelle, dem Tor zur natürlichen, schöpferischen Kraft einer jeden Frau.
Eine Frau, die ihre natürliche Sexualität lebt, ist sich ihrer Wirksamkeit bewusst und erinnert ihre magische Natur. Sie ist im Kontakt mit einer zutiefst archaischen Ressource in sich selbst und begreift ihre innewohnende Macht. Eine entflammte Frau ist magisch. Und tatsächlich stoßen wir, wenn wir einen Blick in die Geschichte vieler Kulturen werfen, auf die große Angst des Patriarchats vor der Sogkraft weiblicher Lust.
Wenn wir uns also dem Feld der weiblichen Lust nähern und uns fragen, warum diese auch heute noch so unfrei gelebt wird, kommen wir nicht umhin uns tiefer gehend mit Sexualität und dem verdrehten Machtgefüge zwischen den Geschlechtern auseinanderzusetzen. Denn was uns kollektiv betrifft ist, dass uns in gewisser Hinsicht eine natürliche Sexualität gleich zweimal genommen wurde. Zum einen durch die Moralvorstellungen der Kirche, die uns über Jahrhunderte Scham und Schuld eintrichterte und uns für unsere Lust die Hölle prophezeite. Das zweite Mal durch die Pornoindustrie, die Sexualität sehr reduziert und losgelöst von echter Intimität darstellt und uns schon früh in unserer Jugend mit Bildern konfrontiert wie Lust auszusehen hat. Die so geprägten Bilder von Sexualität durch Pornographie und kirchlicher Institution könnten zwar unterschiedlicher nicht sein, sie haben jedoch gemeinsam, dass sie in unseren intimsten Bereich vordringen und uns die naturgemäße Reifung von Lustempfindung nehmen. Die Entfremdung von einem natürlichen Zugang zu unserer Lust hat jedoch Folgen: die Entfremdung von uns selbst.
Kannst du ahnen, was geschehen würde, wenn wir, Frauen wie Männer, uns auf einen Heilungsweg unserer Sexualität machen und wir bereit wären, uns wirklich aufrecht zu begegnen und unsere subtilen Machtkämpfe zu entwirren?
Dann würden wir wohl eine wahre Liebesrevolution erleben, den Grundstein für den Frieden zwischen den Geschlechtern. Wäre das nicht ein lustvoller Traum einer neuen Welt? Denn, erinnere dich: weibliche Lust ist pure Schöpferkraft – komm, wir fangen heute damit an!